PRESSEMITTEILUNG 71/2020

Traunstein, den 20.11.20

Verkehrsfreigabe der Ortsumfahrung von Altenmarkt, Bauabschnitt 1 mit Aubergtunnel am Montag, den 23.11.2020.

Fertigstellung des Großprojektes um rund zwei Monate früher als ursprünglich geplant. Die veranschlagten Kosten von rund 30 Mio. € wurden eingehalten.

Mit der Fertigstellung der Ortsumfahrung von Altenmarkt, Bauabschnitt 1 wird nun die langersehnte Entlastung des Knotenpunktes B304/ B 299 mitten im Ortskern von Altenmarkt an der Alz am so genannten Schneeweißeck erreicht. Die Anwohner an der Wasserburger Straße vom Schneeweißeck bis westlich der Angermühle werden fast vollständig vom Durchgangsverkehr entlastet.
Für einen Teil der Anwohner und der Verkehrsteilnehmer in Altenmarkt heißt es künftig: Weniger Staus, Unfälle, Lärm und Abgase, mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität.

Nach einer Bauzeit von 3 Jahren und 7 Monaten kann der Verkehr nun nach Abschluss des so genannten Tunnelprobebetriebs ab 23.11.2020 ungehindert fließen.
Die Bauarbeiten konnten unter Einhaltung des Kostenrahmens von ca. 30 Mio. € rund zwei Monate früher als geplant abgeschlossen werden.

Der erste Bauabschnitt der OU Altenmarkt ist der Einstieg in eine Reihe von dringend notwendigen Maßnahmen im Zuge der für unsere Region wichtigen Nord-Süd-Verkehrsachse zwischen den Autobahnen A8 und A94, der sog. „Traun-Alz-Achse“ entlang der Bundesstraßen B 299 und B 304. An dieser wirtschaftlichen und verkehrlichen Hauptschlagader in den Landkreisen Traunstein und Altötting leben zwischen Siegsdorf und Altötting ca. 100.000 Menschen, ca. 60.000 Arbeitsplätze bietet die dort ansässige Industrie und das Gewerbe.
Mit der Realisierung des 1. Bauabschnittes zur Ortsumfahrung von Altenmarkt ist ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Infrastruktur im Landkreis Traunstein erreicht worden.

Die Ortsumfahrung von Altenmarkt im Bauabschnitt 1 ist im Jahr 2020 bereits das zweite große Infrastrukturprojekt das in unserer Region fertig gestellt und unter Verkehr genommen werden konnte. Im Juli 2020 wurde bereits die Ortsumfahrung von Obing für den Verkehr freigegeben.

Am 24. April 2017 fiel der Startschuss für den 1. Bauabschnitt der Ortsumfahrung von Altenmarkt.
Kernstück der ca. 1,5 km langen Umfahrung ist der 440 m lange Aubergtunnel.
Der Baubeginn erfolgte an dem Brückenbauwerk, das die neue Bundesstraße 304 über die verlegte Gemeindeverbindungsstraße von Altenmarkt nach Dorfen überführt.

Die Arbeiten zum Aubergtunnel starteten im April 2018.
Am 01.08.2018 wurde der so genannte Tunnelanschlag feierlich vorgenommen.
Frau Waltraud Bierschneider, die Frau von Herrn 1. Bürgermeister Stephan Bierschneider übernahm die ehrenvolle Aufgabe der Tunnelpatin.
Der Tunnelpatin wurde beim Tunnelanschlag durch die Firma Marti, GmbH eine Barbarafigur überreicht.

Nachdem die bergmännischen Vortriebsarbeiten zum 440 m langen Aubergtunnel ohne große Probleme abgewickelt werden konnten fand der Tunneldurchschlag bereits am 15.10.2018 statt.
Der Rohbau des Tunnels konnte dann im April 2020 abgeschlossen werden.

Zum Sicherheitskonzept des Tunnels gehört auch der 140 m lange Rettungsstollen, der ebenfalls in der Bauzeit bergmännisch errichtet wurde.
Bei Unfällen im Tunnel können die Verkehrsteilnehmer auf sicherem Wege die Tunnelröhre über den Rettungsstollen verlassen bzw. den Rettungskräften steht ein weiterer Zugang zum Tunnel zur Verfügung.

Mit dem Abschluss der Tunnelrohbauarbeiten wurden auch die im Bereich der Tunnelportale liegenden Irritationsschutzwände sowie das Betriebsgebäude im Nordportalbereich fertig gestellt. Die Irritationsschutzwände sollen verhindern, dass Fledermäuse in den Verkehrsbereich der Bundesstraße 304 gelangen.

Auf die Gestaltung der Tunnelportale insbesondere im Norden des Aubergtunnels wurde ein großes Augenmerk gelegt. Im Nordportalbereich befindet sich das Betriebsgebäude des Aubergtunnels.
Die Gestaltung erfolgte durch ein eigens beauftragtes Architekturbüro.
So wurde in einem fließenden Übergang von den Irritationsschutzwänden mit der Integration des Tunnelbetriebsgebäudes, ein sehr ansprechendes Bauwerk errichtet.

Im April 2020 wurde sowohl mit der sicherheits- und betriebstechnischen Ausstattung des Tunnels sowie mit den abschließenden Straßenbauarbeiten begonnen.

Nachdem bereits ca. 20.000 m³ an Tunnelausbruchmaterial bei der Ortsumfahrung von Obing verwendet wurden, wurde in einer Bauzeit von nur 7 Monaten der ca. 1,5 km lange Straßenbau fertig gestellt.
Begonnen wurde mit dem sehr aufwendigen Ausbau der Ortsdurchfahrt in der Wasserburger Straße auf der Westseite des Tunnels. Hier mussten u.a. die Verrohrung des Rabendener Baches neu gebaut und zahlreiche Ver- und Entsorgungsleitungen neu verlegt werden. Der neue Straßenverlauf zum Tunnelportal hin musste mit den Entwässerungsanlagen und den Anlagen zur Ansteuerung der vorgelagerten Verkehrszeichen neu errichtet werden.

Die Bauarbeiten ersteckten sich sogar bis in die Vorgärten der vorhandenen Anwesen.

Gleichzeitig liefen auf der Nordseite des Aubergtunnels die Straßenbauarbeiten. Hier wurde der überwiegende Teil der restlichen ca. 40.000 m³ an Tunnelausbruchmaterial in die neuen Straßendämme und Straßenführungen eingebaut. Während der Sommermonate entstanden der neue Kreisverkehr, die Zuführungsrampen zum neuen Tunnel sowie die angepasste Straßenführung in Richtung Trostberg und in Richtung Zentrum von Altenmarkt an der Alz. Die Straßenausstattung wie z.B. Schutzplanken, Beschilderungen und Markierungen wurden in den letzten Wochen vor Beginn des Tunnelprobebetriebes errichtet.

Im Tunnel wurde ab April 2020 mit dem Einbau der sicherheitstechnischen und betriebstechnischen Ausstattung begonnen.
Um alle Verkehrsteilnehmer sicher durch den Tunnel fahren lassen zu können und um einen sicheren Betrieb des Tunnels zu gewährleisten, wurde eine sehr umfangreiche Sicherheits- und Betriebstechnik eingebaut.

Hierbei handelt es sich in erster Linie um Anlagen zur Branderkennung- und Brandmeldung, Notrufeinrichtungen, Trübungsmessungen, Beleuchtungsanlagen, Kennzeichnung von Notfallwegen, Lüftungsanlagen, Überwachungs- und Steuerungssystem sowie von weiteren betriebstechnischen Einrichtungen. Gleichzeitig wurden Löschwassereinrichtungen und Notstromversorgungsanlagen errichtet.
Der Aubergtunnel wird unter anderem 24 h von der Verkehrsrechnerzentrale in Freimann überwacht.
Die den Tunnel vorgelagerten Verkehrszeichen können im Ereignisfall automatisch oder manuell angesteuert werden. Sollte es im Zulauf zum Tunnel bzw. im Tunnel zu Problemen im Verkehrsablauf kommen wird der Verkehrszufluss automatisch geregelt.

Für einen sicheren Tunnelbetrieb mussten ca. 6.000 Datenpunkte und Verknüpfungen erstellt werden. Diese 6.000 Datenpunkte veranlassen in Abhängigkeit der auftretenden Ereignisse bzw. der vorahnden örtlichen Situationen im Tunnel ca. 29.000 automatisierte Schaltbefehle, Meldungen und Regelungsvorgänge.

Diese Vielzahl an Schaltungen, Steuerwegen und Erfassungen wurden in den letzten 5 Wochen im Rahmen des so genannten Tunnelprobetriebes überprüft und konfiguriert.

Gleichzeitig wurden alle Notfall- und Maßnahmenpläne (Gefahrenabwehrpläne) für Ereignisse im Tunnel erarbeitet und mit den Beteiligten abgestimmt.
Die Testphase im Tunnel begann mit den Brand- und Rauchversuchen am 14.10.2020. Die erste Testphase fand rein virtuell statt.
Die zweite Testphase im Tunnel begann am 02.11.2020 unter realen Bedingungen. D.h. ab 02.11.2020 wurde der Tunnel für den Verkehr freigegeben und alle Einrichtungen wurden auf ihre sichere Funktionsfähigkeit unter realen Bedingungen geprüft.

Dank des sehr guten Zusammenwirkens aller am Bau beteiligten Personen konnte die Ortsumfahrung von Altenmarkt sehr zügig und unter Einhaltung der Kosten abgewickelt werden.

Das Staatliche Bauamt Traunstein bedankt sich insbesondere bei der Autobahndirektion Südbayern für die Projektbetreuung des Aubergtunnels sowie bei allen beteiligten Planungsbüros und ausführenden Firmen.

Gleichzeitig gilt der Dank den Grundstückseigentümern, die Ihren Grund und Boden für diese wichtige Infrastrukturmaßnahme zur Verfügung gestellt haben.
Ohne die Bereitschaft den Grund freiwillig abzutreten, wäre eine derart kurze Realisierungszeit nicht möglich gewesen.

Der Dank gebührt auch allen Anliegern und Anwohnern, die während der unterschiedlichen Bauphasen den Lärm und den Beeinträchtigungen durch die Bauarbeiten ausgesetzt waren und Einschränkungen hinnehmen mussten.

Ein Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit geht auch die Gemeinde Altenmarkt an der Alz, die immer wieder für die Belange Ihrer Bürgerinnen und Bürger eingetreten ist.

 

Zahlen und Fakten zur OU Altenmarkt

Gesamtlänge (BA1):      1,5 km

Tunnelbauwerk   440 m

Offene Bauweise   2x 20 m

Bergmännische Bauweise   400 m

Rettungsstollen   140 m

Tunnelquerschnitt   95 m² - 108 m²

Fahrbahnbreite Tunnel   7,50 m

Kreisverkehr    40 m

Straßenbau   1,1 km

Brückenbauwerk    12 m

Erdbewegungen   ca. 60.000 m³

Gesamtkosten      ca. 30 Mio. €

Tunnelbau + Betriebsgebäude   ca. 20 Mio. €

Tunnelausstattung   ca. 3,0 Mio. €

Straßenbau   ca. 3,0 Mio. €

Brückenbauwerk   ca. 0,7 Mio. €

Sonstige Kosten (Ingenieurkosten, Grunderwerb)   ca. 3,2 Mio. €

Gesamtbauzeit      04/2017 – 11/2020

 

Staatliches Bauamt Traunstein, 17.11.2020

Peter Maltan

Baudirektor